Ich kann noch keinen vernünftigen Gedanken fassen....


Merryl!!!!! meine Merryl!!!!!!
Am morgen hat sie noch im Garten getollt

Montag 13.November 2017

Der Montagmorgen beginnt so entspannt wie schon lange nicht mehr.
Voller Liebe und Freude und Gelassenheit. Ich knutsche beide Fellnasen abwechselnd und von ganzem Herzen, die wedelnden Schwänze bestätigen die wunderbare Stimmung..... dann tollen wir auf der Wiese herum mit Frisbee und Gummiball..... abwechselnd..... ausgelassen....glücklich.

Dann ein herrlicher Spaziergang bei Schneetreiben. Wie immer sind beide
Hunde absolut aufeinander abgestimmt und ich kann mich völlig entspannt

in der wunderschönen Natur bewegen ohne das sie auch nur einige Schritte zu weit von mir weggehen würden.

So habe ich mir das immer gewünscht! Folgsame Hunde die glücklich und im Einklang und tiefem Vertrauen und absolut ohne Stress bei mir sind.

Zurück im Haus bekommen sie je ein getrocknetes Rinderohr zum knabbern, wie jeden morgen.

15.00— sie wird unruhig und ich merke das sie etwas „plagt“
weiss aber nicht was. Ich nehme an das sie das Rinderohr etwas schnell gefressen hat.

16.00— es wird nicht besser und ich gehe spazieren in der Hoffnung
das das „Teil“ dadurch weiter transportiert wird durch die Bewegung.
Sie mag nicht so recht laufen und bei den Steigungen ist sie hinter mir. Das Büsi aber sieht sie und würde es auch gerne jagen wenn ich sie lassen würde.

17.00— sie zwängt sich unter meinen Stuhl am Esstisch,wo ich gerade am PC arbeite. Das hat sie noch nie gemacht. Ich weiss, jetzt stimmt etwas wirklich nicht mehr mit ihr! Sie atmet gequält.

17.15— gebe ich ihnen Futter (auch wieder mit der Hoffnung ein Indiz
ihres Verhaltens zu entdecken) sie frisst aber normal..... vielleicht etwas langsamer. Derrick möchte ihr gerne „helfen“ damit der Napf schneller leer ist. Auch trinken ist kein Problem für sie.

18.30 —immer stärker werdende Atembeschwerden. Treppe steigen ist schwierig.
Ich rufe die Tierklinik Müllheim an und schildere ihr beunruhigendes Verhalten. Nach Rücksprache mit einem Tierarzt fahre ich unverzüglich los.

19.00 —in der Praxis..... Untersuchung...... Vermutung auf „Bauchschmerzen“ und „Übelkeit“ Verabreichung von Schmerzmitteln und etwas gegen Übelkeit. (Wir vermuten immer noch ein Rinderohr-Problem) dann aber verstärkt sich ihre komische Atmung stark. Röntgen - Bilder des Brustkorbes werden gemacht. Für sie schon absolut am Limit weil sie jetzt starke Atembeschwerden hat. Ich rechne immer noch das ich sie ohne gröbere Umstände wieder mit nach Hause nehme. Aber Ihre Atmung nach der Stress Situation auf dem Röntgentisch ist nochmals frappant schlechter.

Gleichzeitig der rasche Befund „Pneumothorax“!!!!

Alarmstufe rot!!!!! Das Notfall-Team reagiert sofort und absolut professionell.
Sie fällt noch bevor wir den OP erreichen quasi in Ohnmacht. Liegt nun auf dem kahlen Boden vor dem OP-Tisch........ wieder Belebung wie in einem Krimi.....
Sauerstoff...... Venenkatheter setzen....... Luft absaugen von (aussen durch
den Brustkasten mit Spezialnadel und Spritze....
Ich flehe sie an...... halte durch...... sei stark...... bitte! bitte! halte durch!!! Halte ihr den Sauerstoffschlauch vor die Schnauze.
Und 4 Frauen kauern am Boden bei ihrem fast leblosen Körper und setzen ihre
gesamten Kräfte ein um sie nicht zu verlieren....das Vacuum in ihrem Brustkorb kann endlich nach 3/4 Std. wieder einigermassen hergestellt werden. ..... und dann kann Sie wird aus der zwischenzeitlichen Narkose geholt werden!!! Kann selbständig atmen..... die Schleimhäute sind rosa ....nicht mehr blau!

Die Hoffnung ist jetzt, das sich das Loch (welches offensichtlich irgendwo ist ) spontan verschliesst und verschlossen bleibt.
Wir Besprechen aber für den Fall eines Rückfalls (was für mich absolut undenkbar war) das wir Merryl erlösen........ wir können ja nicht zuschauen wie sie langsam ersticken würde!

Noch ist sie „stabil“ und ich vereinbare, das ich die Nacht bei ihr verbringen darf im TZ und am morgen dann dem Pflegepersonal übergebe.

21.00— ich fahre rasch nach Hause um Derrick nochmals nach draussen zu lassen und das Haus so zu verlassen das er eine Nacht alleine darin verbringen kann. (Franz ist ja in der REHA in Gais nach seiner grossen Herz OP )

21.30— ich installiere mich im Aufwachkäfig des TZ mit Merryl am Boden auf einer Matte.
Habe von zu Hause ihr Lieblings Lammfell mitgenommen damit sie noch mehr vertrautes
um sich hat. Sie hat eine Dosis Morphium gegen die Schmerzen und sonst noch medikamentöse Abdeckung , Infusion ect.
sie ist ruhig .

22.15—nochmals Besprechung für das „Nachtszenario“ für mich und Merryl.
Etwas unheimlich ist mir schon zu mute, aber ich würde das für Merryl absolut durchstehen!

22.20 —........ eigentlich grünes Licht...... vielleicht oranges, weil die Geräusche mit dem Stethoskop eine schleichende Verschlechterung anzeigt. Aber die Schleimhäute sind normal.....

Ich richte mich also gedanklich auf eine lange und intensive Nacht ein.
22.30— also nur gerade 10 Min. später wird ihre Atmung wird schlechter....... sie sitzt auf........

legt sich wieder hin.......ich bin beunruhigt.

22.45—.......... die Atmung ist noch bedrohlicher....... wir nähern uns den Atemgeräuschen
die ich von vorher kenne......... und mir wird Angst und Bang und langsam verstehe ich.......... es ist ein unmissverständlicher und unaufhaltbarer Rückfall..........!!!!!
Atemfrequenz steigt stetig....... die Atemzüge immer stärker stossweise.....

Wie kann man so etwas beschreiben....... ich finde keine Worte... zwischen bangendem hoffen und grauenhafter Gewissheit liegt die Zeit wo mein Herz erbarmungslos in Stücke gerissen wird....... ich kauere zitternd am Boden und will doch nur das Beste für Merryl!

Sie setzt sich wieder auf........... legt sich wieder dicht an mich..... ihre Atmung....... meine Tränen............ der Kopf sinkt müde in eine Halbschlafposition auf ihrem Lammfell...... und jetzt weiss ich , das der Zeitpunkt gekommen ist................................

Sie hebt nur noch kurz den Kopf als die Tierärztin die Euthanasiespritze in den Venenkatheter gibt. Dann schläft sie ruhig ein..................

Ich weine....... weine.......kann es nicht fassen......... ich fuhr heute Abend in die Klinik, nicht im geringsten dieses schreckliche Ende erahnend!!!!!

Abschied......... Abschied......... Abschied———-sie schläft........ ruhig........ und für immer..

Ich weiss das auch für Derrick eine schwere Zeit anbricht und weil ich diese Situation mit Merryl bei Whoopys plötzlichem Tod schon mal erlebt habe, wusste ich das es wichtig war, Derrick nochmals mit Merryl zu konfrontieren damit er sie nicht lange Zeit sucht. (bei Merryl war mir dieses Ritual nicht bewusst und sie litt wochenlang ........ hielt dauernd ihr grosses Stoffschaf in der Schnauze und in den verschränkten Vorderpfoten.wie hilfesuchend an einem Strohhalm geklammert und irgendwie tröstete sie das)

Also fuhr ich nochmals nach Hause um mit Derrick zurück zu kehren wo Merryl immer noch wie schlafend auf dem Lammfell lag.

Derrick’s Reaktion war verblüffend. Er roch zuerst an ihrem Bein wegen den Blutresten des Venenkatheters. Dann ging seine Nase zu ihrer Nase..... und er schreckte sofort und unvermittelt zurück........ er spürte sofort, das da keine Atmung war....... dann stand er ratlos da. Ich widmete mich nochmals dem Abschied von Merryl..... strich ihr ein letztes Mal sanft im noch warmen Fell und über die weichen und so vertrauten Pfoten wie sie es immer liebte. In der Zwischenzeit setzte sich Derrick absolut ruhig und bewegungslos auf die Matte zu Merryl und wartete. schaute weder sie noch mich an...... sass nur da....und starrte gerade aus ... Als ich mich aufrichtete sah er mich von unter mit einem für mich völlig neuen Gesichtsausdruck an..... und mit einer riesigen Frage im Gesicht : „und jetzt...... wie soll das nun weiter gehen......???? „

Er sah meine Tränen.... spürte meine absolut verzweifelte Trauer.... und stellte mir diese berechtigte Frage......

Die Obduktion am nächsten Tag ergab, das sie an einem Geburtsfehler litt, den niemand erahnen konnte. Das ganze hat einen medizinischen Namen, den ich wieder vergessen habe. Die Ärztin erklärte mir, das sich eine Art in sich geschlossene Luftblase auf einem der Lungenflügel befand. Solange die geschlossen ist passiert nichts. Aber wenn sie aufbricht kann Luft aus der Lunge in den Vaccum - Zwischenraum vom Brustkorb und die Funktion der Lungen fangen an zu zerfallen. Also kein Chance und keinen Zusammenhang mit dem Kauartikel den sie am Morgen gefressen hat. Es hätte schon früher eintreffen können oder auch später oder gar nie........... Das nennt man

SCHICKSAL

Zurück bleibt eine schmerzende Leere und ich weine hemmungslos ...... im Haus....... beim Spaziergang....... im Hundesalon........ auf dem Sofa....... im Garten....... im Auto............ einfach schrecklich!
Es schreit alles in mir..... Dieser Verlust ist kaum Auszuhalten. Sie fehlt!

Sie........ die immer treuen Blickes da war.
Sie.......... die ihren Kopf so lustig auf die Seite legen konnte (selbstverständlich am liebsten wenn ein „Guetzli“ in Aussicht gestellt wurde.
Sie......... die manchmal schwierig und impulsiv war aber von einer absoluten Treue!
Sie........ die fremden gegenüber eher misstrauisch war, und nur ausgewählte Personen an sich heran liess. Menschen die zu schnell und zu direkt mit ihr Kontakt auf nehmen wollten waren ihr suspekt und diese hatten es von Anfang an verspielt. Sie knurrte aber ich konnte mir 150 % sicher sein dass sie nie jemanden mit ihren Zähnen zurecht weisen würde! Sie wich zurück...... ! Aber diejenigen die es verstanden haben ihr ihren Raum und ihre Zeit zu lassen, denen schenkte sie ihr ganzes Herz !
Sie............ die Kinder so liebte. Und die hatten Bonus ohne Ende. Keines hatte sie je angeknurrt!

Sie............ die immer sofort merkte wenn das Butterpapier für sie zum ablecken bereit war. Sie............. die lange Derrick dominierte und ihm frech in den Nacken zwickte wenn er einem Ball nachjagte.
Sie.......... die Franz als ihren Helden betrachtete. Und wenn er mal beim erzählen mit seiner Hand emotional auf den Tisch klopfte, wurde sie ganz unruhig und legte sich sofort quer über ihn mit ihrem Oberkörper und zeigte ihm, das sie das ganz unsicher macht. Sie mochte nicht wenn er laut und aufgeregt war. 

Sie........... D I E     ELEGANTE   UND   LANGBEINIGE   K Ö N I G I N   fehlt so sehr................. !!!!!   Jetzt kann sie hoffendlich wieder mit ihrer geliebten Whoopy im Himmel rumtoben